Ich habe eben einen Artikel gelesen, in welchem sich darüber beklagt wird, das nähe Heilbronn immer häufiger Hunde dem Wild nachstellen.
Es wird geschimpft das der Sprit billig sei, so dass Hundebesitzer in die Bauernschaften fahren und auch Hundeschulen ganze Rudel in den Wald schleppen würden und alles so schlimm sei, weil diese bösen Hunde nicht gehorchen würden.
Ohne dies zu bestreiten, möchte ich das Problem einmal von einer anderen Seite beleuchten. Hunde gelten als des Menschen bester Freund, werden vom Menschen seit vielen Hundert Jahren gehalten. Ein Hund braucht Auslauf. Vor allem wenn es keine kleine Fußhupe, Kampfhamster.. oh Verzeihung… kein „kleiner Hund“ ist, sondern ein „normaler“ Hund ist – braucht das Tier mehr Auslauf als an einer Leine realisierbar ist. (Auch 10m Leinen reichen da nicht)
Hunde müssen rennen können, Gas geben, sich austoben – das ist das letzte bisschen seines Naturell, dass man ihm nicht weg nehmen darf, zumindest wenn man einen gesunden, glücklichen Hund haben möchte. Ein Hund der immer nur „funktioniert“ und „gehorcht“ aber nie ausgelassen Gas geben kann, neigt viel eher dazu, Verhaltensauffälligkeiten an den Tag zu legen oder irgendwann auch mal aggressiv zu werden, weil er nicht Artgerecht gehalten wird und seinen Frust und Adrenalin nicht abbauen kann.
Leider ist das Laufen ohne Leine, fast überall verboten. Auf jedem Feldweg kommt irgendwer daher und fordert den Halter auf, seinen Hund anzuleinen, ganz EGAL ob der Hund aufs Wort gehorcht und NICHT an Wild interessiert ist etc.
Der Witz ist ja, Hundehaltung ist ausdrücklich erlaubt, Gebühren werden dafür eingezogen, aber die Möglichkeiten einen Hund Art-gerecht zu halten, werden nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land immer weiter beseitigt. Und nein… der heimische Garten reicht dazu ganz und gar nicht aus, es sei denn – man hat einen Bauernhof mit 10.000qm Land oder ähnliches.
Ich finde ein Ort in dem die Hundehaltung erlaubt ist, sollte seinen Bürgern auch die Möglichkeit geben, den Hund Artgerecht zu halten. Schließlich gehört dem Ort (= der Bevölkerung) in der Regel genug Land drumherum, vieles davon wird oft gar nicht genutzt, so dass entweder bestimmte Wege oder eben wie es einige Gemeinden anbieten „Hundewiesen“ geben sollte, auf denen die Hunde wirklich rennen können.
In der Nähe von Pönitz z.B. gibt es ein 11 ha großes, abgezäuntes Gebiet, mit extra „Schleusen“ als Eingang, welches direkt als „Hundewald“ ausgezeichnet ist. Hundebesitzer aus der ganzen Umgebung, sogar Urlauber – kommen mit Ihren Hunden und nutzen dieses Gelände. Es ist so groß, das ich noch nie in eine Hinterlassenschaft getreten bin. Oft rennen 10 – 15 Hunde zusammen durch diesen Wald, gefolgt von einer Truppe Hundebesitzer die sich über ihre Vierbeiner unterhalten und Erfahrungen austauschen.
Noch nie habe ich dort ernsthafte Streitereien zwischen den Hunden gesehen, alles ist friedlich und die Hunde nach einer Stunde gemeinsamen Tobens, total ausgepowerd und zufrieden.
Man sollte Hundebesitzer nicht immer unter General-Schuld stellen, sondern auch schauen das man dem Hundebesitzer die Möglichkeit gibt, seinen Hund Artgerecht zu halten. NATÜRLICH ist es nicht ok, wenn wildernde Hunde durch einen Wald rennen. Aber deshalb sollte man nicht jeden Hundebesitzer als potentiellen Wildquäler hin stellen und sollte auch nicht bei jedem Hund der nicht angeleint ist, gleich glauben das dieser im nächsten Moment wildert…. und hinterfragen welche alternativen er hat.
Wir suchen jetzt nach einem Haus mit mindestens 10.000 Land, irgendwo außerhalb… dort können unsere Hunde dann laufen und rennen, ohne das uns jemand sagt wir sollen sie an die Leine nehmen. Aber solange Hundehaltung erlaubt und sogar Gebührenpflichtig ist, sehe ich auch die Gemeinden in der Pflicht in unserem Umfeld Freiräume zu lassen, die den Hunden gerecht werden – es gibt Gemeinden, die zeigen das dies Möglich ist!
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